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Tekki shodan – Naihanshi shodan

Einige kritische Bemerkungen zur Tekki/Naihanshi Kata.

von Christian Laszczyk

 

Die Tekki/Naihanshi shodan gilt von je her als Grundlagenkata, wird aber als solche nicht geschätzt und heute sträflich vernachlässigt. Unspektakulär und scheinbar technisch einfach wird sie für Wettkämpfe als ungeeignet angesehen.

Was im Goju-ryu, und verwandten Stilrichtungen die Sanchin ist, sollte in anderen Stilrichtungen, wo sie geübt wird, egal welche Gruppierung, die Tekki/Naihanshi shodan sein.

Ich persönlich halte die Tekki/Naihanshi shodan als die Ursprungskata, nidan und sandan stellen Varianten dar.

Otsuka Hironiri schreibt in seinem Buch „Wado-ryu Karate“, dass die Kata Tekki/Naihanshi shodan, die er wahrscheinlich von Motobu lernte, mehr als eine Lebensspanne in Anspruch nehmen würde, um sie zu meistern, und das etwas Tiefes in ihr sei. Er glaubte, dass die nidan und sandan nutzlos seien, deshalb tauchen sie wahrscheinlich nicht im Lehrplan des Wado-ryu auf.

Es gibt Überlieferungen wonach Itosu die Kata, die früher eine Einheit bildete und sehr lang war, aus Gründen der Einfachheit in drei Teile teilte

Jeder mag sich seine eigene Meinung bilden.

Grundsätzlich lässt sich aber festhalten: Um die Prinzipien der Tekki/Naihanshi Kata zu verstehen, reicht die Shodan-Variante aus.

Die Kata Tekki/Naihanshi erfuhr über Jahrzehnte hinweg zahlreiche Veränderungen. Ein Exkurs in andere Stilrichtungen, wo diese Kata geübt wird, ermöglicht es, den Blick für den Variantenreichtum dieser Kata zu schärfen und ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten zu entdecken.

Die Möglichkeiten die Kata zu laufen sind ebenso variantenreich. Man kann die Kata außer im Kiba dachi z. B. frontal im Sanchin dachi, im Fudo dachi, natürlich im Naihanshi dachi im Shiko dachi und auch ohne Übergänge trainieren. Leicht unterschiedlich in den jeweiligen Stilrichtungen sind die Armbewegungen.

Hier ist es sinnvoll, die Kata auch mit offenen Händen zu üben.

Worin liegen die besonderen Übungsaspekte dieser Kata?

Die Kata trainiert einen festen stabilen Stand, die Flexibilität des Oberkörpers, Koordination und Rhythmus. Man neigt dazu diese Kata sehr schnell auszuführen, somit werden einige Techniken gern überlaufen. Hier muss man sich einen korrekten Rhythmus aneignen.

Was die Interpretation der in ihr enthaltenden Anwendungsmöglichkeiten betrifft reicht es völlig aus die Techniken der Tekki/Naihanshi shodan so zu analysieren, dass diese selbstverteidigungs tauglich werden und jedem gängigen Angriff auf der Straße erfolgreich standhalten können.

 

Sie ist eine der besten, wenn nicht die beste Nahkampfkata!

 

Vor der Heian/Pinan Reihe war es die Tekki/Naihanshi, die als erste Kata geübt wurde. An dieser Stelle möchte ich einige Sätze zur Heian/Pinan-Reihe anmerken. Bewertet man den Stellenwert welchen die Heian/Pinan-Kata im Lehrplan des Karate einnehmen, so lassen sich einige Kritikpunkte anführen.

Die Heian/Pinan Reihe wurde Anfang des 20. Jahrhunderts, von Itosu, entwickelt um das Karate an Schulen zu etablieren. Itosu entwickelte die Heian/Pinan Reihe also dazu um Kinder an das Karate heran zu führen.

Als gesichert gilt, dass die Heian/Pinan Reihe aus der alten Kata Channan entstanden ist. Itosu eliminierte alle gefährlichen Techniken und führte das Training im Gruppenunterricht durch. Es begann die Versportlichung des Karate.

Also wenn wir die Heian/Pinan Reihe trainieren, betreiben wir genaugenommen „Kinder Karate“. Aus diesem Grund ist es mir unverständlich welche Wertigkeit diese Kata-Reihe in der Karatewelt einnimmt. Man kann mit ihnen zwar Grundlagen vermitteln, in Form von grundschulmäßigen Anwendungen, Kinder und Erwachsene an das Karate heranführen. Damit ist ihr methodischer und didaktischer Zweck bereits ausgeschöpft. Die Heian/Pinan-Reihe darf nicht überbewertet werden.

Wenn ich in der Grundschule das Einmaleins oder ABC lerne, wiederhole ich es auch nicht bis zum Abitur.

 

Es ist somit ein Umdenken im Lehrplan des Karate notwendig, der vor allem dem methodischen und didaktischen Stellenwert der Tekki/Naihanshi Kata gerecht wird und sie ein wenig aus ihrem „Schattendasein“ herausführt.

 

Das eigentliche Kata/Karate Training beginnt mit der Tekki/Naihanshi shodan!